Lackmustest (verfasst von Herbert Weiß)

Vor einigen Tagen habe ich den Medien entnommen, dass der für den öffentlichen Dienst zuständige Vizekanzler Kogler an einer umfassenden Besoldungsreform arbeite. (1) Derzeit sollen Gespräche mit dem Koalitionspartner und der Gewerkschaft laufen, eine Modernisierung des Entlohnungssystems für Vertragsbedienstete sowie Beamt:innen sei geplant. Für Lehrer:innen soll sie freilich nicht gelten.

Die genannte Erhöhung der Einstiegsgehälter und die Abflachung der Gehaltskurven klingen auf den ersten Blick gut. Wir als Lehrer:innen wissen aber genau, was eine auf diese Weise angekündigte Reform bedeuten kann. Das neue Dienstrecht für Lehrer:innen wurde uns vor mehr als einem Jahrzehnt ja mit ähnlichen Worten angepriesen. Dass mit der Umstellung des Dienstrechts ein Sparprogramm auf Kosten künftiger Lehrer:innen verbunden war, hat man bis zu dem Zeitpunkt, an dem das auch durch den Rechnungshof bestätigt wurde, stets geleugnet.

Natürlich hatten das die Verhandler der GÖD durchschaut und daher dem Dienstrecht nicht zugestimmt. Verhindern konnten wir diese Sparmaßnahme auf Kosten derer, die inzwischen unsere Kolleg:innen sind, leider nicht. Politik und Medien hatten den Boden dafür so gut aufbereitet, dass Außenstehende glaubten, mit dem neuen Dienstrecht werde den jungen Lehrer:innen tatsächlich etwas Gutes getan.

Wir haben unseren Einsatz für Verbesserungen im neuen Dienstrecht seit damals konsequent fortgesetzt. Der Antrag der FCG, allen im Dienst stehenden und zukünftig eintretenden Lehrer:innen die Wahl zwischen dem alten und dem neuen Dienstrecht zu ermöglichen, wurde bei der letzten Sitzung der erweiterten Bundesleitung der AHS-Gewerkschaft einstimmig angenommen.

Wenn Werner Kogler wirklich an einer Verbesserung der aktuellen Situation interessiert ist, wäre es nur konsequent, auf die Lehrer:innen nicht zu vergessen und ihnen ein Optionsrecht in beide Richtungen einzuräumen – ein Lackmustest für den Vizekanzler.

(1) Kogler plant Besoldungsreform für öffentlichen Dienst. In orf.at vom 19. April 2024.

Bild lizenziert von BIGSTOCKPHOTO.

Nach oben scrollen