Mehr Mut (verfasst von Herbert Weiß)

Im Sommer drehte sich die mediale Berichterstattung zum Thema Lehrpersonenmangel meist um die Quereinsteiger:innen. Ohne sie, den Einsatz junger Menschen, die die Doppelbelastung von Studium und Lehrberuf auf sich nehmen, und einige ehemalige Kolleg:innen, die aus dem Ruhestand in den Unterricht zurückgekehrt sind, wäre der Schulstart auch im AHS-Bereich diesmal wohl mehr als problematisch verlaufen. Manche glauben nun, dass wir das Schlimmste schon hinter uns hätten, nur weil die Pensionierungswelle bei Lehrkräften schon am Höhepunkt sei. (1)

Bei Prognosen zum Bedarf an Lehrer:innen in den kommenden Jahren vergessen viele den aus meiner Sicht wesentlichsten Punkt. Man muss unsere Arbeitsbedingungen dringend verbessern, wenn man verhindern will, dass noch mehr Lehrer:innen vorzeitig das Handtuch werfen.

In Deutschland hat eine jüngst veröffentlichte Studie gezeigt, dass die Lehrkräfte heuer erstmals das Verhalten der Schüler:innen als größte Herausforderung im Schulalltag nennen. 34 Prozent bereitet es Probleme, im Vorjahr waren es noch 21 Prozent.

In Österreich weisen wir als Vertreter:innen der Lehrpersonen seit Jahren darauf hin, dass wir geeignete Erziehungsmittel brauchen. Natürlich geht es dabei auch um den Schutz für uns selbst, hauptsächlich aber darum, Schüler:innen, die Grenzen überschreiten und damit sich selbst und ihren Mitschüler:innen schaden, erfolgreich zu begegnen. Mit Rohrstaberlpädagogik hat das gar nichts zu tun. Wir brauchen angemessene Erziehungsmittel. Vorschläge dafür gibt es von unserer Seite mehr als genug.

Ich fordere die Politik auf, endlich Feigheit und Scheuklappen abzulegen und mit uns in einen Dialog zu treten.

(1) Pensionierungswelle bei Lehrern auf dem Höhepunkt. In derstandard.at vom 16. August 2023.

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