„Wahlzuckerl“ (verfasst von Herbert Weiß)

Anfang November informierte BM Polaschek darüber, dass die Zahl der Studienanfänger:innen im Lehramtsstudium nach Rückgängen in den vergangenen Jahren wieder steigt. (1) Mit aktuell mehr als 120.000 Lehrer:innen sei das Schulsystem der größte Personalrecruiter Österreichs, so der Bundesminister weiter. Allein in den kommenden fünf Jahren müssten rund 20.000 Vollzeitstellen besetzt werden.

Wer glaubt, dass man „nur“ 20.000 Menschen finden müsste, die bereit sind, sich für den sehr anspruchsvollen Lehrberuf zu entscheiden, verkennt die aktuelle Situation. Ich führe hier nur die wichtigsten Punkte an, die zeigen, dass die Zahl in Wahrheit wesentlich größer ist:

  • Im Schnitt kommen derzeit auf eine Vollzeitstelle 1,2 Lehrer:innen. Um 20.000 Vollzeitstellen besetzen zu können, sind also 24.000 Menschen für unseren Beruf zu gewinnen. Auch in Zukunft werden Lehrer:innen in Karenz gehen oder Teilzeiten in Anspruch nehmen wollen bzw. müssen.
  • Wenn man alleine die Anzahl der Kolleg:innen berücksichtigt, die in den nächsten Jahren amtswegig in den Ruhestand versetzt werden, müssten alle anderen eine gesegnete Gesundheit, eine Eselsgeduld und auch einen gewissen Hang zur Selbstausbeutung haben, dass sie alle bis zur Vollendung ihres fünfundsechzigsten Lebensjahres im Dienst bleiben.
  • Für die Bewältigung der vielen zusätzlichen Aufgaben, die in den letzten Jahren auf die Schulen zugekommen sind, braucht unser System dringend zusätzliche Lehrpersonen, nicht nur den Erhalt des Personalstandes.

Die längst überfällige Reform der Ausbildung wird hoffentlich einen Beitrag dazu leisten, dass Studienanfänger:innen in absehbarer Zeit ihr Studium erfolgreich abschließen und danach nicht gleich wieder abspringen.

Vor allem aber braucht es dringend Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für alle im Dienst stehenden Kolleg:innen. Das wird natürlich Geld kosten. Viel Geld, das letztlich aber der Jugend und damit der Zukunft unseres Landes zugutekommt. Als optimistischer Mensch glaube ich daran, dass die Regierung dafür bereits Geld eingeplant hat und nicht für die von manchen schon befürchteten Wahlzuckerl. (2)

(1) Mehr Studienanfänger im Lehramtsstudium. In orf.at vom 3. November 2023.

(2) Fiskalrat warnt vor „Wahlzuckerl“ und zu hohem Budgetdefizit. In nachrichten.at vom 8. November 2023.

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