Wen wundert´s?

Der Krampus hat die PISA-Ergebnisse gebracht und man könnte glauben, der Krampus bringt nur Schelte, aber die Ergebnisse der wegen Corona um ein Jahr verschobenen und letztendlich im Jahr 2022 stattgefundenen Testung zeigen sowohl Licht als auch Schatten und sind nichts anderes als eine Momentaufnahme.

Die Testung 2022 stand unter keinem guten Stern: Voran war die Pandemie gegangen, die Schulschließungen und Distance Learning über Monate brachte. Und jeder, der im Lehrberuf tätig ist, weiß, was das bedeutet hat. Inhalte, die man sonst im Präsenzunterricht sehr leicht vermitteln konnte, wurden über Distance Learning zu einer Herausforderung: fehlende digitale Endgeräte in sozial schwächeren Familien, instabile Internetverbindungen, Herausforderungen methodisch-didaktischer Art, psychische Probleme der Schüler:innen, die oft mit sozialem Rückzug und einer Schul- und Lernverweigerung einhergingen. Wen wundert´s, dass da viele Inhalte und Kompetenzen verloren gegangen sind?

Warum unterwerfen wir uns überhaupt dem Diktat von PISA (übrigens von einer Wirtschafts- und nicht Bildungsorganisation in die Welt gebracht!) und lassen uns von der PISA-Ideologie kopfscheu machen? Der langjährige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus bringt es auf den Punkt: „Schluss also mit PISA! Das hat nichts mit Realitätsverweigerung zu tun. Das hat zu tun mit Besinnung auf eigene Diagnosefähigkeiten, auf ehrliche Bilanzen und auf das, was die Vorzüge der (vormaligen) Bildungsnation ausmachte. Das ist zunächst ein differenziertes Bildungswesen, begabungs- und leistungsorientiert. Das ist ein ausgewogenes Verhältnis von akademischer und nicht-akademischer Bildung. Und es ist dies ein breites Verständnis von mündig machender Allgemeinbildung, das umfassende kulturelle Bildung einschließt. Es ist dies ein großer Bereich, den PISA völlig (!) weglässt. Literarische, musische, fremdsprachliche, historische, geographische, politische Bildung kommt in PISA nicht vor. Insofern ist es Scharlatanerie, so zu tun, als seit [sic!] PISA ein „Bildungstest“. Nein, PISA will den „kompetenten“, globalisierten, kultur- und konturlosen Funktionsfuzzi.“ (1) Mein Wunsch: PISA soll nicht weiterhin von Politik und Medien, deren Blick meist ausschließlich auf das oberflächliche  Ranking starrt, für hanebüchene Interpretationen missbraucht werden, sondern endlich als das verstanden werden, was es ist: eine wertvolle Datengrundlage für all jene, die damit umzugehen wissen.

Für mich das Erfreulichste ist, dass sich die meisten österreichischen Schüler:innen lt. der aktuellen PISA-Studie in unseren Schulen wohl fühlen. Dieser Wert liegt weit über dem OECD-Schnitt und hat sich seit der letzten Studie nicht verschlechtert. Da können wir Lehrer:innen uns auf die Schultern klopfen, die wir unsere Schüler:innen mehrheitlich gut über die Pandemie gebracht haben. (2)

(1) https://www.nius.de/Gesellschaft/pisa-und-die-deutschen-schul-luegen-bessere-noten-fuer-schwaechere-leistung-bloss-nicht-ueber-migration-reden/edadc1d1-36a2-4c22-ac48-d483cbc559dd

(2) https://orf.at/stories/3342160/

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