Sozial gerechter? (verfasst von Herbert Weiß)

Österreich wird gerne vorgeworfen, sein Schulwesen fördere die Vererbung von Bildung. Dass dies an der Realität vorbeigeht, da Bildungsvererbung in Wahrheit schon in den ersten Lebensjahren erfolgt, beweisen zahlreiche Studien. Die Familie übt selbstverständlich einen wesentlichen Einfluss auf die Bildung aus, ja prägt sie. Kinder und Jugendliche orientieren sich naturgemäß an ihren Bezugspersonen. Wer möchte Eltern vorwerfen, dass sie alles tun, um ihren Kindern einen guten Weg in die Zukunft zu schaffen?

Besonders ausgeprägt ist der Einfluss des familiären Umfelds bei der VWA. Dessen sind wir Lehrer:innen uns längst bewusst. Während sich die einen Schüler:innen selbst und ohne familiäre Mitarbeit bemühen, greifen andere auf die Ressourcen der Familienmitglieder oder professioneller „Unterstützer:innen“ zu. Böse Zungen meinen, dass in diesem Bereich die KI endlich einen Beitrag zu mehr Fairness leiste, da man sich jetzt kostenlos eine Arbeit schreiben lassen könne, ohne sich Sorgen wegen Plagiatsvorwürfen machen zu müssen. Inzwischen ist erwiesen, dass man KI-generierte Arbeiten gar nicht so leicht von anderen unterscheiden kann. Wer das nicht glaubt, soll einmal einen Selbstversuch starten.

Wenn sich durch den möglichen Einsatz von KI außerdem noch der Aufwand für die betreuende Lehrperson deutlich erhöht, muss man sich die Frage stellen, ob sich das noch lohnt. Die bessere Alternative wäre eine Wahlmöglichkeit für die Schüler:innen: Verfassen einer VWA oder ein zusätzliches Prüfungsgebiet bei der Matura, wie es früher bei der Fachbereichsarbeit der Fall war.

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