Zeit zum Ankommen

Das 1. Semester liegt hinter uns. Für alle, die im Herbst zu unterrichten begonnen haben, war es das erste 1. Semester in ihrem neuen Beruf. Für sie ist es somit an der Zeit zurückzublicken, ob die Berufswahl die richtige Entscheidung war, und wenn ja, ob man im Beruf und konkret in der Schule und im neuen Lehrkörper schon erfolgreich angekommen ist. Dieses Ankommen ist ein wichtiger Prozess, der letztendlich über die weitere Berufslaufbahn entscheidet. Aus diesem Grund bieten große Firmen nicht selten ein gutes Onboarding-Programm für Neuankömmlinge. Unsere „Firma Schule“ hingegen lässt ein institutionalisiertes Onboarding durch die Abschaffung des Unterrichtspraktikums und die Einführung der Induktionsphase vermissen. Wer beides gesehen hat, weiß um den gravierenden Unterschied zwischen einer hohen Lehrverpflichtung bei wenig Betreuung und einem nebenbei zu absolvierenden Studium und einem Einstieg mit je einer Klasse pro Unterrichtsfach und einer exklusiven und intensiven Betreuung durch die fachkundigen Betreuungslehrer:innen.

Mittlerweile ergreifen viele Schulen Eigeninitiative, um Junglehrer:innen einen möglichst guten Einstieg und generell ein Ankommen zu ermöglichen. Das Zeitproblem lässt sich damit aber nicht lösen. Oftmals haben die neuen Kolleg:innen gar keine Zeit zum Ankommen neben all den Dingen, die erledigt werden müssen. Ankommen heißt aber, mit den Gebräuchen der Institution Schule vertraut zu werden, die Strukturen zu durchschauen, die Kolleg:innen und das Schulgebäude kennenzulernen und in die neue Rolle hineinzuwachsen. Oftmals liegen nur wenige Jahre zwischen dem Schüler:in und Lehrer:in Sein.

Das Onboarding von Junglehrer:innen an Schulen ist entscheidend für ihren Erfolg und ihre langfristige Bindung an die Schule. Die Schulen haben das schon erkannt. Leider ist es im Bildungsministerium trotz aller unserer Bemühungen noch nicht so weit.

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