Erziehungsmittel (verfasst von Herbert Weiß)

Die steigende Anzahl von Suspendierungen hat das Thema „Erziehungsmittel“ zuletzt wieder in den Fokus gerückt. Auf Antrag der FCG/ÖPU widmete sich auch die Erweiterte Bundesleitung der AHS-Gewerkschaft Anfang der Woche diesem Thema.

Die Zahl der Suspendierungen steigt – auch weil Lehrkräfte schneller reagieren. Warum gerade bildungsferne Kinder von klaren Regeln profitieren“ (1), formuliert der „Kurier“ in seiner Ausgabe vom 2. März.

Zwei Punkte erscheinen mir in diesem Zusammenhang bemerkenswert:

  • Das Fehlen des Killerarguments „Rohrstaberlpädagogik“ ist für mich ein Indiz, dass es endlich doch zu einem Umdenken gekommen ist und langsam auch der Öffentlichkeit klar wird, dass man nicht auf der einen Seite den Lehrer:innen immer mehr Erziehungsaufgaben übertragen, ihnen andererseits aber keine Erziehungsmittel in die Hand geben kann.
  • Endlich wird erwähnt, dass Kinder von klaren Regeln profitieren. Dass das besonders für „bildungsfern“ Aufwachsende gilt, scheint inzwischen auch angekommen zu sein. Die Bildungswissenschaft belegt den Zusammenhang zwischen Disziplin und Leistung seit langem, auch in der letzten PISA-Studie, bei der das Hauptaugenmerk auf der Mathematik lag. „Insgesamt zeigt sich in 33 von 41 Ländern, inklusive Österreich, ein positiver Zusammenhang zwischen Schülerdisziplin und Mathematikleistung. […] Das Classroom Management der Lehrperson, also die Herstellung eines konstruktiven Lernumfelds mit klaren Abläufen und Routinen sowie einem guten disziplinären Klima im Unterricht, hat sich auch als Schlüsselaspekt für effektives Lernen und die Entwicklung mathematischer Fähigkeiten erwiesen“ (2)

Nun ist es an der Zeit, dass auch die Politik umdenkt und endlich ins Handeln kommt. Derzeit erleben wir die groteske Situation, dass Erziehungsmittel, die in einem schulpartnerschaftlichen Prozess erarbeitet wurden und in Hausordnungen Einzug gefunden haben, nicht exekutiert werden können, da sie im Gesetz nicht vorgesehen sind.

Leider konnten wir für unsere Initiative nicht die Unterstützung aller Delegierten finden. Vielleicht sollten gerade jene in sich gehen, die sich stets den Kampf für soziale Gerechtigkeit oder den Kampf für das Wohlbefinden von Schüler:innen und Lehrer:innen auf ihre Fahnen heften. Die Politik werden wir hoffentlich noch vor der nächsten Nationalratswahl davon überzeugen können, über Parteigrenzen und ideologische Spielchen hinweg endlich gemeinsam mit den Schulpartnern an echten Lösungen, die über bloße Lippenbekenntnisse hinausgehen, zu arbeiten.

(1) Braucht es in der Schule mehr Disziplin? In kurier.at vom 2. März 2024.

(2) IQS (Hrsg.), PISA 2022. Kompetenzen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaft am Ende der Pflichtschulzeit im internationalen Vergleich (2023), S. 93f.

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